„Das geht Sie gar nichts an!“ – Erfahrungsbericht vom Soldan Moot 2014
von Michele Adler und Svenja Gaida
Für uns begann der Soldan Moot mit der Ausgabe des Falls am 4. Juli. Für uns – das ist das HU-Team, bestehend aus Michael Hasin, Alexander Weiß, Svenja Gaida und Michele Adler.
Innerhalb von jeweils einem Monat mussten wir – in Vertretung unserer (fiktiven) Mandantin – eine Klageschrift sowie eine Klageerwiderung anfertigen und beim „Landgericht“ (d. h. den Veranstaltern) einreichen. Die Schwerpunkte des diesjährigen Falles waren eine Mandatsniederlegung zur Unzeit sowie Interessenkollisionen bei der anwaltlichen Vertretung mehrerer Mandanten.
Das war eine Herausforderung, denn wir hatten kaum Vorkenntnisse zum anwaltlichen Berufsrecht und noch weniger zu den genannten Themen. Nach einer Zeit der Einarbeitung, wurde es jedoch eine sehr lustige und vor allem lehrreiche Zeit. Unterstützt wurden wir von unseren Coaches: Professor Reinhard Singer, Karl-Michael Schmidt, Robert Nachama und Robert Piwowarski. Für uns war es spannend, in die Rolle eines Anwalts zu schlüpfen und das für uns sonst sehr theoretische Recht selbst anwenden zu können. Das war eine ganz neue Erfahrung, denn auf einmal hatte man sich mit neuen Fragen auseinanderzusetzen: Wie baue ich einen Schriftsatz auf? Wie recherchiere und argumentiere ich richtig aus Anwaltssicht?
Insbesondere die Arbeit an der Klageerwiderung war schwierig, denn während man eben noch klar die Position des Klägers eingenommen hatte, musste man nun dieselben Normen und Tatsachen zugunsten des Beklagten auslegen. Nachdem auch dieser Schriftsatz gefertigt und abgegeben war, machten wir uns daran, uns auf die mündlichen Verhandlungen in Hannover vorzubereiten. Dabei war uns nicht bewusst, dass beispielsweise die richtige Sitzposition im Hinblick auf das Auftreten einen enormen Unterschied machen kann.
In Hannover lernten wir zunächst im Rahmen eines ganztätigen Seminars unsere „Gegner“ kennen. Am Folgetag ging es dann los: Vor einem Richter und Juroren begann der erste Prozess, und wir vertraten mit unseren Argumenten die Interessen unserer Mandantin. Dabei mussten wir teils unsere Schriftsätze erläutern und teils auch auf neue Argumente eingehen. Trotz anfänglicher Nervosität merkten wir schnell, dass wir gut vorbereitet waren. Die eigenen Überlegungen und Argumentationsstrukturen darzulegen, auf unerwartete Argumente einzugehen und zu improvisieren, war eine herausfordernde, aber sehr lehrreiche Erfahrung. Dabei kamen aber doch manchmal die Nerven durch, z. B. als wir auf eine Rückfrage einer Richterin zu einem fiktiven Parallelprozess antworteten, dass dies doch das Gericht „gar nichts anginge“. Nach kurzer Belehrung, dass dem doch so war, kamen wir aber wieder gut voran.
Trotz (oder vielleicht gerade wegen) der vielen Arbeit, die wir in die Schriftsätze und in die Vorbereitungen gesteckt haben, hatten wir in Hannover eine großartige Zeit. Es gab jeden Tag ein umfangreiches Programm und es war eine tolle Atmosphäre! Unsere Arbeit wurde letztlich auch gewürdigt, denn am letzten Abend verlieh uns die Bundesrechtsanwaltskammer den Preis für den zweitbesten Klageschriftsatz! Dies krönte ein spannendes Wochenende und eine Zeit, die uns alle persönlich und fachlich weitergebracht hat.
Wir können jedem nur empfehlen, sich für den Soldan Moot zu bewerben!