„Wir trotzen Sturm und Wind“

Der 7. Moot Court-Wettbewerb des Bundesarbeitsgerichts, 18. Januar 2018

Der BAG-Moot Court findet seit 2006 jedes zweite Jahr in Erfurt statt. Hier können Studenten aller deutschen juristischen Fakultäten innerhalb einer simulierten Gerichtsverhandlung ihr anwaltliches Können unter Beweis stellen. Innerhalb eines fiktiven arbeitsrechtlichen Falles, müssen die Teams, bestehend aus zwei bis drei Personen, entweder die Arbeitgeber- oder die Arbeitnehmerseite vertreten. Die Teams haben dazu einen Schriftsatz zu erstellen und tauschen sodann im Anschluss in einer mündlichen Verhandlung vor einer aus Richterinnen und Richtern des Bundesarbeitsgerichts bestehenden Jury ihre Argumente aus. Dieses Jahr, in welchem der Moot Court zum siebten Mal stattfand, nahmen 29 Teams teil.

Die Humboldt-Universität zu Berlin schickte auch dieses Jahr zwei Teams ins Rennen. Das erste Team bestand aus Lucas Dörsam und Nina Sommerfeld. Das zweite Team aus Henning Schatteburg-Kempe und Theresa Sindy. Unterstützt wurden die Teams von Prof. Dr. Reinhard Singer als akademischem Beistand und den Coaches und ehemaligen Teilnehmerinnen Kim Vanessa Beyer und Adriana Deckert.

In diesem Jahr wurde den Studierenden die Aufgabe gestellt, in einem vorgegebenen Sachverhalt mit Rechtsproblemen im Zusammenhang mit ständiger Erreichbarkeit per Smartphone im Urlaub und der Berechnung des Urlaubsentgelts in Bezug auf Überstunden fiktive Prozessparteien mit ihren gegensätzlichen Anliegen vor Gericht zu vertreten. Die beiden Teams der Humboldt-Universität zu Berlin vertraten jeweils die Klägerseite, für welche sie innerhalb der Schriftsätze und dann auch in den Plädoyers die Ansprüche mit kreativen Argumenten und gekonnter Problemlösung überzeugend und ergebnissicher ausarbeiteten. Der Übergang vom wissenschaftlichen Gutachtenstil zum anwaltlichen Urteilsstil stellte für beide Teams eine große Herausforderung dar, die sie jedoch dank Prof. Dr. Singer und den Coaches gut bewältigen konnten. Nach einigen Wochen Arbeit, diversen Diskussionsrunden und einer Menge leidenschaftlichen und engagierten Einsatzes, entstanden Schriftsätze, welche von allen Teammitgliedern mit Überzeugung getragen und beim Bundesarbeitsgericht fristgerecht eingereicht wurden.

Nach Erhalt der gegnerischen Schriftsätze begann die Auseinandersetzung mit deren Argumenten und die strategische Erschließung von weiteren, bislang möglicherweise noch unberücksichtigt gebliebenen, Argumenten, welche unsere Verteidigung stützen könnten. In der Vorbereitung auf die mündlichen Verhandlungen führten wir einige Probe-Pleadings mit unseren Sponsoren durch. Unterstützt wurden die Teams dabei durch die „Kanzlei des Jahres für Arbeitsrecht 2017“ Pusch Wahlig Legal, im genaueren u.a. durch die Partner des Britta Alscher, Dr. Michael Witteler und Dr. Dirk Freihube und den Associates Dr. Paul Brummer und Stefanie Götz sowie durch die international tätige Arbeitsrechtsboutique Ogletree Deakins LLP, im genaueren durch den Managing Partner des Berliner Standorts Hendrik Muschal, Anja Becher und Ashkan Saljoughi.

Die Verhandlungen fanden am 18. Januar 2018 statt. Auch dieses Jahr kamen jeweils die besten Teams der über 70 Teilnehmer ins Halbfinale und die Sieger der Halbfinale in das Finale vor dem großen Senat. Unsere Teams waren jeweils die ersten, welche an diesem Tag plädierten. Beide Teams wurden von den Richtern aufgrund ihrer rhetorischen Fähigkeiten gelobt und hielten den Fragen der Richter gekonnt stand. Alleine der geltend gemachte Anspruch auf eine Verzugskostenpauschale vermochte die Richter trotz fundierter Begründung und einleuchtender Eingliederung in die geltend gemachten Ansprüche nicht zu überzeugen. Die Teams verpassten so nur knapp den Einzug ins Halbfinale. Den Sieg mit nach Hause nehmen konnte am Ende das Team der Freien Universität zu Berlin, mit welchem sich unsere Teams in der Vorbereitung bereits in vielfachen Probe-Pleadings einen Schlagabtausch auf höchstem Niveau geliefert hatten.

Nach Überreichung der Urkunden und Buchpreise für alle Teilnehmer sollte eigentlich die Rückreise nach Berlin angetreten werden, was sich jedoch angesichts des an diesem Abend wütenden Orkans Friederike als besondere Herausforderung herausstellte. So harrten die Teilnehmer und Richter noch bis tief in die Nachtstunden im Bundesarbeitsgericht aus, was jedoch vor dem Hintergrund der vielen interessanten Gespräche und wunderbaren Versorgung mit Speis und Trank nur halb so schlimm war. Eine Erfahrung, die wir sicherlich auch so bald nicht vergessen werden!

Beide Teams sind sich einig darüber, dass sie aus dem Moot Court nicht nur viele interessante und prägende Erfahrungen mitnehmen konnten, sondern auch Selbstvertrauen und Motivation für die weitere juristische Berufslaufbahn. Der Moot Court ist eine tolle Gelegenheit sein juristisches Wissen berufsorientiert anzuwenden und bietet die Möglichkeit mit Ehrgeiz seine Kompetenzen zu erweitern. Die Teilnahme hat allen viel Spaß gemacht, da man durch die Erschließung des Falles im Team immer tiefer in die Materie des Arbeitsrechts eintaucht um die Interessen seines fiktiven Mandanten mit viel Leidenschaft und Enthusiasmus bestmöglich zu vertreten.

Besonderer Dank gilt an dieser Stelle den Sponsoren der diesjährigen Teams Pusch Wahlig Legal und Ogletree Deakins LLP, ohne deren finanzielle aber auch ideelle Unterstützung, sachdienlichen Hinweise und leidenschaftliches Engagement eine Teilnahme in diesem Ausmaß sicherlich nicht möglich gewesen wäre.

Die Teilnahme am BAG Moot Court ist wirklich jedem zu empfehlen!

 

Text: Theresa Sindy und Kim Vanessa Beyer

Bild: Kim Vanessa Beyer